Reflux und Sodbrennen
Liebe Brotbackfreunde,
unser Magen ist im Idealfall nur teilweise mit Säure gefüllt. Bekommt der Körper jetzt über die Augen, Nase ein Signal, da kommt gleich etwas hoffentlich Essbares, setzen sich verschiedene Mechanismen der Verdauung in Gang.
Der Speichelfluss steigt und der Magen beginnt vermehrt Säure zu bilden. Damit diese Säure (sie gehört zu den stärksten natürlich vorkommenden Säuren) den Körper nicht schädigt, ist die Innenwand des Magens mit einer Schleimhaut bedeckt. Dort wo die Speiseröhre (Ösophagus) in den Magen mündet, befindet sich ein Beriech der sich Kardia nennt. Dieser steht so unter Spannung, dass er den Magen nach oben verschließt, so kann, z.B. im Liegen, keine Säure in die Speiseröhre zurückfließen. Durch das Schlucken verkürzt sich die Speiseröhre und verdreht sich dabei leicht, sodass die Kardia einen Spalt öffnet und der Nahrungsbrei in den Magen gelangen kann. Ein leichter Druck von unten aus dem Magen heraus kann die Kardia ebenfalls kurzfristig öffnen, zum Rülpsen oder Übergeben.
Ein Beispiel, um Ihnen die Funktion der Kardia nochmal zu verdeutlichen. Ich hatte mal ein Portemonnaie, das durch zwei starke, federnde Metallstreifen im Leder verschlossen wurde. Um es zu öffnen, musste man es an den äußeren Seiten der Metallstreifen zusammendrücken, sodass diese den Inhalt frei gaben. Nahm man den Druck weg, entspannten sich die Metallstreifen, lagen wieder nebeneinander und verschlossen so das Portemonnaie.
Ist es jetzt der Kardia nicht mehr möglich sich komplett zurückzudrehen und sich zu entspannen, bleibt ein kleiner Spalt offen, Magensäure kann z.B. im Liegen zurück in die Speiseröhre fließen, der sogenannte Reflux. Die Speiseröhre ist zwar ebenfalls mit einer Schleimhaut bedeckt, diese ist aber nicht so stark wie die des Magens. Wenn die Säure öfter nach oben ausdringen kann, wird diese Schleimhaut beschädigt, das erzeugt einen brennenden Schmerz, das Sodbrennen. Geschieht dies öfter und die Speiseröhren nimmt starken Schaden, dann muss operiert werden, der beschädigte Teil wird herausgeschnitten.
Das die Kardia nicht mehr richtig schließen kann, kann verschiedene Ursachen haben. Starkes Übergewicht (aber auch bei der fortschreitenden Schwangerschaft) drückt mit dem Bauchfett nach oben und die Kardia kann sich nicht mehr völlig entspannen. Ständiges Sitzen kann auch eine Ursache sein. Und natürlich das Alter, wenn die Spannkraft der Zellen insgesamt nachlässt.
Eine weitere Ursache ist, wenn der Magen zu viel Säure bildet, diese nicht schnell genug kompensiert werden kann und dann von unten gegen die Kardia drückt. Passiert das öfter, kann die Kardia sich nicht mehr vollständig entspannen mit den oben beschriebenen Folgen. Und hier kommen wir zur Ernährung.
Wie schon beschrieben, lösen verschiedene sensorische Impulse die Magensäureproduktion an. Evolutionär hat sich dieser Mechanismus in den letzten 100.000 Jahren nicht verändert, daran dass wir in unserer modernen Zeit jedoch immer mehr hochverarbeitete Lebensmittel zu uns nehmen, daran hat sich der Magen noch nicht gewöhnt. Ob Sie jetzt ein Mammutsteak vor sich liegen haben, oder eine Thüringer Bratwurst, das ist dem Magen erstmal gleich, er produziert Säure. Das Stück Fleisch vom Mammut bleibt allerdings mehrere Stunden im Magen, damit es richtig gut eingesäuert und für die weitere Verdauung vorbereitet werden kann. Die hoch verarbeitete Wurst bleibt vielleicht nur eine Stunde im Magen, bevor sie weiter gereicht wird, es ist aber noch haufenweise Säure Über! Mögen Sie es lieber vegetarisch? Ein gut durchsäuertes Vollkornbrot aus griffigem Mehl hat einen langen Verbleib im Magen, ein einfaches Toastbrot schießt nur so durch, und wieder, viel zu viel Säure im Magen, die nach oben drückt.
Aber auch der ganz einfache Zucker ist ein Problem. Nochmal zurück zur Evolution. Welche Gaben der Natur, die der Menschen gefahrlos genießen kann, sind süß? Honig werden Sie sagen, oder Früchte. Lassen wir den Honig mal bei Seite, aber Obst und Gemüse sind schon richtig. Nur wie sahen die vor sagen wir mal 10.000 Jahren aus. Haben Sie mal beim Wandern die Walderdbeeren gesehen? Auch das Kernobst war im Vergleich zu heute winzig. Harte Schalen, im Verhältnis hoher Kernanteil und lauter Organismen drauf und drin! Da hatte der Magen so richtig was zu verdauen, musste Säure bilden. Das tut er heute noch, wenn er Süße schmeckt. Und da ist es egal, ob die Süße aus normalem Zucker stammt oder aus Zuckerersatzstoffen, dass kann der Magen nicht unterscheiden.
Eine weitere Ursache ist das Trinkverhalten. Ich meine damit jetzt gar nicht den Alkohol (auch der kann zu Sodbrennen führen), sondern das Wasser. Wenn es heiß ist, wird von allen Seiten empfohlen viel zu trinken, am besten Wasser. Nun ist Wasser ein sehr bindefreudiges Element, dass aus der Schleimhaut des Magens, aber auch der Speiseröhre Mineralstoffe löst, und sie so schwächt. So kann sie sich immer schlechter gegen aufsteigende Säure wehren.
Und hier liegt auch die Lösung für Sodbrennen-geplagte Menschen. Stellen Sie Ihre Ernährung auf Lebensmittel um, die Ihre Verdauung und natürlich auch Ihr Magen richtig verdauen muss. Milchsauer vergorenes Gemüse mit vielen pflanzlichen Faserstoffen (Ballaststoffen). Vollkornsauerteigbrot aus griffigen Mehlen oder Schroten. Ein gutes Stück Fleisch von einem sportlichen Tier, statt Wurstaufschnitt. Kuchen aus Vollkornmehl und guter Butter, statt Fertigkuchenmischungen die mit 405er Stärkemehl bereitet werden. Ein natürliches Müsli aus Haferflocken, Nüssen und geriebenen Apfel, als überzuckerte Industriemüslis mit Trockenobst und Schokoladenplättchen. Trinken Sie gesättigte Flüssigkeiten, wie Tee oder Kefir, oder essen bei erhöhten Flüssigkeitsbedarf einfach mal eine Salatgurke.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Appetit
Ihr
Andreas Sommers