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Glyphosat – die falsche Diskussion?

Liebe Brotbackfreunde,

ich hoffe Sie haben die Feiertage gut überstanden und befinden sich sicher und gesund im Jahr 2018. Nun, jetzt komme ich und streue wieder ein wenig Sand ins wohlgeübte Getriebe, aber lesen Sie selber:

In den letzten Wochen wieder verstärkt in den Medien, das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Krebserregend soll es sein, oder auch nicht. Studie, Gegenstudie, eine Diskussion wie ein Hamsterrad. Es dreht sich im Kreis, ohne Ergebnis. Was bleibt, ist flächendeckende Verunsicherung. Dass Glyphosat ein Artenkiller ist, ist unzweifelhaft, macht aber auf die Entscheider offenbar keinen Eindruck.

 

Aus meiner Sicht, der völlig falsche Diskussionsansatz !

Glyphosat ist ein Totalherbizid, also ein Pflanzenvernichtungsmittel, und es macht bei der Flora keine Unterschiede. Wieso wird also das angebaute Getreide verschont? Musste am Beginn seiner „Karriere“ nach dem Aufbringen auf den Acker mit der Aussaat der Getreide noch solange gewartet werden, bis die Nutzpflanzen nicht beeinträchtigt werden, entwickelte die Firma Monsanto in der Mitte der 1990er Jahre neue Getreidesorten, die resistent gegen Glyphosat waren. Dieses wurde durch eine gentechnische Veränderung erreicht. Die Pflanze bildet jetzt eine Aminosäurengruppe, die sie gegen den Wirkmechanismus des Totalherbizids resistent macht. Landwirte können jetzt während der ganzen Wachstumsperiode des Getreides das Unkraut bekämpfen. War es Anfangs die Sojabohne (die übrigens als Futtermittel auch in der EU zugelassen ist), folgten verschiedene Getreidesorten. Das Saatgut wurde mit dem Zusatz RR – Roundup ready – versehen.

Mit der Jahrtausendwende tauchten in den Industrieländern immer öfter Verdauungsbeschwerden bei den Verbrauchern auf, die nicht genau spezifiziert werden konnten. Ein bisschen wie Reizdarm, ein bisschen wie Zöliakie, ein bisschen wie mikrobiologischer Fehlbesatz des Dickdarms. Schnell war die Glutengruppe in Verdacht. Doch wieso vertrugen dann die Betroffenen den Dinkel, der doch mindestens einen gleich hohen Glutengehalt wie der Weizen hatte? Genau, der Weizen musste es also sein. Angefeuert durch diverse, meist amerikanische, pseudowissenschaftliche, reißerische Publikationen begann eine wahre Hexenjagd auf den Weizen, die bis heute anhält. Schlimm ist, dass auf diesem Wege unzählige Betroffene in Fehlernährungen getrieben wurden.

In diesem ganzen aufgeregten „Weizenbashing“ ist eine sehr interessante Studie der Uni Mainz, die 2011 veröffentlicht wurde, fast untergegangen. Die dortigen Zöliakie-Forscher versuchten durch intensives Erforschen der Glutengruppe den Auslöser für die undefinierbaren Unverträglichkeiten zu finden. Und dabei stießen sie auf einen ganz anderen, unerwarteten Auslöser, eine Gruppe von Aminosäuren, die eigentlich im Getreide nicht vorkommt. Adenosin-Triphosphat-Amylase, kurz: ATI. Gentechnisch eingefügt zur Schädlingsabwehr und zur Resistenz gegen Glyphosat. Weitere Studien folgten und der Verdacht erhärtete sich immer weiter, hier den Auslöser vieler nicht sicher diagnostizierbarer Unverträglichkeiten zu suchen. Die Fachzeitschrift „aktuelle Ernährungsmedizin“ (Ausgabe 4/2017) bespricht ausführlich die unsichere Diagnoselage und verweist ebenfalls auf das ATI, das in (Auszugs-) Mehlen aus RR-Getreiden reichlich zu finden ist. Und das ist nur eine Aminosäurengruppe, die via Gentechnik ins Getreide eingefügt wurde. Ich fürchte, hier ist nur die Spitze des Eisberges zu sehen

Zurück zu meiner Ausgangsfrage: „Geht die Glyphosatdiskussion in die falsche Richtung?“

Aus meiner Sicht als Ernährungsberater klare Antwort: „in jedem Fall!“

Ob Glyphosat nun krebserregend ist oder nicht, darüber werden sich „Fachleute“ noch lange streiten. Deutlich unbestreitbarer ist jedoch, dass Menschen von den aus der unseligen Kombination „Glyphosat-passendes Saatgut“ resultierenden RR-Getreiden und den daraus produzierten Lebensmitteln krank werden. Hier vermisse ich einen deutlichen Aufschrei von Verbraucherverbänden, Medien, Politikern und den Verbrauchern. Aber auch aus den „heilenden“ Berufen könnten deutlichere Stimmen laut werden. Stattdessen wird mit routinierter Empörung über die Krebsgefahr von Glyphosat gestritten und das eigentliche Problem, die daraus resultierenden Lebensmittel, die den Verbrauchern nicht gut bekommen, wird dabei mehr oder weniger komplett ausgeblendet.

Tragen Sie dieses Wissen bitte weiter, denn gerade im Lebensmittelbereich sind fundierte Informationen notwendiger denn je.

Herzliche Grüße

Ihr

Andreas Sommers