Sind Veganer Rassisten?
Liebe Brotbackfreunde,
ich las unlängst in einem Artikel zu vegetarischen/veganen Einkaufsmöglichkeiten von einer Supermarktkette. Dort wurde eine junge Frau beschrieben, die ein T-Shirt mit der Aufschrift „Esst mehr Pflanzen!“ trug. In einer Lifestyle-Zeitschrift deren Titel ein bekannter Fernseharzt und Komödiant zierte steht: „Mehr Grüzeug, weniger Tierleid“. Ist diesen Menschen eigentlich nicht klar, dass auch Pflanzen Lebewesen sind?
Seit vor vielleicht 3 Milliarden Jahren auf unserer Erde (wer sagt eigentlich, dass die Erde uns gehört?) die frühen Einzeller das Chlorophyll entwickelten als Stoffwechselorgan, das sich die überreich vorkommenden Faktoren wie Kohlendioxyd und Sonnenlicht zunutze macht, haben die Pflanzen einen unglaublich langen Evolutionsweg hinter sich. Sie haben komplexe Strukturen, finessereiche Fortpflanzungsstrategien, Schutzmechanismen, Kommunikationsformen, die von den Wissenschaftlern erst langsam begriffen werden. Sie, die Pflanzen sind es gewesen, die Sauerstoff gebildet haben und damit die Atmosphäre anreicherten, die Lebensgrundlage von Tieren und letztlich auch uns Menschen. Ohne die Pflanzen kein Homo Sapiens. Aber was machen wir? Wir fressen sie, verbrennen sie, greifen in ihr Erbgut ein um Jahrmillionen alte Weichenstellungen ad absurdum zu führen. Die Evolution wird umgangen, indem nur noch „Brüder“ und „Schwestern“ gezüchtet werden mit immer dem gleichen Erbgut. Riesige Massenplantagen an Stellen, die die Pflanzen sich niemals ausgesucht hätten. Man betrachte nur einmal, was die von Veganern heiß geliebte Avocado in Chile für Umweltkatastrophen anrichtet. Der massenhafte Quinoa- Anbau in Peru, Palmölplantagen in Brasilien, Kokosölplantagen in Indonesien.
Dabei verdanken wir den Pflanzen so vieles. Wir atmen nicht nur den von ihnen produzierten Sauerstoff, sondern die meisten Medikamente werden aus Pflanzenstoffen hergestellt. Bei Medikamenten wird oft von Chemie gesprochen, nein, es ist Biologie! Meines Wissens basieren 2/3 aller Medikamente auf Pflanzenstoffen. Die Pflanzen geben uns Schatten, klären Gewässer, bieten Heim für Millionen Kleinstlebewesen - und was machen wir? Wir essen ihre Früchte, ihre Samen, also praktisch ihre Kinder.
Wir, die Menschen, sind Schmarotzer zweiter Ordnung, wie uns die Anthropologie lehrt. Das ist interessant, denn wir essen nicht nur die Produzenten, also die Pflanzen, sondern auch deren Feinde, die Tiere also, die vom Verspeisen der Pflanzen leben. So könnte man sagen, das Verspeisen von Tieren ist aktiver Pflanzenschutz. Das ist natürlich eine gefährliche Verallgemeinerung. Aber ich mag die Vorstellung, diese Verallgemeinerung. Eine Herabwürdigung von Leben ist jedoch die Aufforderung mehr „Grünzeug“ zu essen - als wäre das etwas Banales, Abfälliges – das ist der falsche Ansatz.
Ich möchte hier ausdrücklich betonen, dass ich die Massentierhaltung zwecks Billigfleischproduktion ablehne. In einer ausgewogenen Ernährung hat auch das Fleisch, genau wie der Fisch seinen Platz, allerdings nicht in den pervertierten Massen wie diese eigentlich wertvollen Lebensmittel billigst aus den Supermärkten herausgeschleudert werden.
Also möchte ich hier noch einmal die Frage stellen: „Sind Veganer Rassisten?“ Weil sie eine der erfolgreichsten Lebensformen dieser Erde auf ihre Hauptspeise herabwürdigen, die der Tiere aber als Lebensform erhöhen.
Vor ein paar Wochen wurde bei uns in Henstedt-Ulzburg eine alte Linde gefällt, sie stand mitten auf einem Grundstück und verhinderte so eine intensive Bebauung. Da war der Protest groß, eine Bürgerinitiative gründete sich, jetzt war es ein Baum, ein Lebewesen das es zu beschützen gilt. In einem Artikel einer großen deutschen Tageszeitung forderte jemand mehr Respekt für Bäume als Lebewesen, dass man ihnen Achtung entgegenbringen soll. Immerhin, das ist ja schon mal ein Anfang, wenngleich natürlich ein stattlicher Baum imponierender ist, als ein Schöllkraut, das die sorgfältig gepflasterte Betonsteinauffahrt verunziert.
So richtig mit Füßen getreten werden die pflanzlichen Lebewesen, wenn diese solange durch die industrieelle Mangel gedreht werden, bis sie aussehen und schmecken wie Fleisch. Pflanzliches Hackfleisch, Tofucurrywurst, Seitanschnitzel, das ist zum Abgewöhnen, und doch wird es gekauft! Große Lebensmittelkonzerne sind voll Vorfreude, endlich mal wieder ein Trend, mit dem man richtig viel Geld verdienen kann.
Es fehlt in unserer Gesellschaft und auch in der medialen Berichterstattung ein ausgewogener Respekt vor jedem Lebewesen. Unser Lebensraum funktioniert in geschlossenen Kreisen. Die Kuh, die Gras frisst (kann der Mensch nicht essen), dieses mehrfach durchverdaut und anschließend als Dung von sich gibt, ist co2 neutral. Ebenso das Schwein, die Hühner, die mit den übrigbleibenden Resten ernährt werden (in der Regel auch Pflanzen) und die Erde Düngen, damit Pflanzen wieder gut wachsen können, und so das co 2 wieder binden, im gesunden Kreislauf bekommt, so das Lebensmittel auch wieder einen Wert. Danken wir den Tieren, die unsere Deiche und die Heide pflegen, den Haustieren, die die Pflanzen mit Dünger, uns mit Lebensmitteln versorgen. Aber auch den Pflanzen, und zwar nicht nur einem Baum oder einem kleinen Waldstück, sondern auch der Mohrrübe, die nicht schreien kann, wenn wir sie aus der Erde ziehen, den Erbsen, die Kinder der Pflanze, die wir aus ihrer schützenden Hülle reißen, sollten wir den gleichen Respekt zollen, wie dem niedlichen Schwein, welches der Fernsehdoktorkomödiant auf dem Lifestyle-Magazin im Arm hält.
Etwas zum Nachdenken, in diesem Sinne: „Guten Appetit“
Ihr
Andreas Sommers